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Yacht Forum Hamburg: One World, one Rule

Eine Vermessungsformel weltweit?

Hamburg (SP) Das zweite Internationale Yacht Forum Hamburg, welches am 12. Februar 2011 in der Handelskammer Hamburg stattfand, war nach Angaben der Organisatoren ein großer Erfolg: 274 Teilnehmer aus der Regatta-Sezen lauschten den Vorträgen von 21 Rednern. Die German Offshore Owners Association hatte gerufen, und fast alle waren gekommen: Spanien, Norwegen, Dänemark, Frankreich, USA - sogar aus Australien waren Teilnehmer des Internationalen Yacht Forums angereist. Unter dem Motto „Schneller Segeln“ hatten sich die Top-Designer und Konstrukteure der internationalen Yachtszene im Albert-Schäfer-Saal eingefunden, um Yachteignern aus Europa von den neuesten Trends und Entwicklungen für Rennsegelyachten zu berichten. Der Vorsitzende der gastgebenden German Offshore Owners Association Volker Andreae freute sich, sieben weltbekannte Konstrukteure zu begrüßen: Doug Schickler (USA), John Corby (GBR), Jason Ker (GBR), Malcolm Runnalls (AUS), Mark Mills (IRL), Simon Rogers (GBR) und Torsten Conradi (GER).

One Word, one Rule

Bruno Finzi, Vorsitzender des ORC (Offshore Racing Congress) bekräftigte im ersten Vortrag die Absicht, die Organisationen hinter den Formeln ORC und IRC zu einer Gesellschaft zu vereinigen. Nachdem der DSV-Vermesser Kay-Enno Brink die technischen Grundlagen der ORC-Formel erläutert hatte, stellte IRC-Chefvermesser James Dadd die Hintergründe der IRC-Formel vor. Kasper Wedersøe aus Dänemark zeigte die Vorteile des Dansk Handicap auf: Dank einfachen Systems und geringer Gebühren segeln in Dänemark auf mancher Regatta mehr Boote nach Dansk Handicap, als es in ganz Deutschland ORC-Messbriefe gibt.

Per Videoübertragung konnte Christian Schaumlöffel aus den USA den amerikanischen Weg vorstellen: Nach der Formel PHRF segeln auf dem nordamerikanischen Kontinent mehr als 10.000 Yachten. Pelle Lindell berichtete via Skype aus Schweden, dass dort infolge der einfachen Formel SRS Regattafelder bis zu 1000 Booten zusammenkommen. 

Besonders spannend wurde es bei der Befragung der Teilnehmer. Friedrich Hausmann, stellvertretender Vorsitzender der German Offshore Owners Association, wollte wissen, was Yachteigner und Segler wirklich von einer Formel verlangen. "Möchten Sie eine einheitliche Vermessungsformel für Regatten auf der ganzen Welt?" - Nahezu 100% der Teilnehmer antworteten spontan mit „ja“.

Zur Frage "Sollte es eine neue Vermessungsformel geben?" gab es wenig Zustimmung: nur etwa 25 Prozent der Teilnehmer bejahten. Aber nahezu alle anwesenden Segler wünschten sich ein transparentes Vermessungssystem. Ein Patt gab es bei der Frage, ob die Formel auch empirische Daten enthalten sollte: Hier hoben nur ungefähr die Hälfte der Teilnehmer die Hand.
Sollte eine Vermessungsregel Aspekte enthalten, die bestehende Flotten schützen? Hier gab es auch ein uneinheitliches Bild, das Gros allerdings – ca. 2/3 der Teilnehmer -  war dafür.
Heiterkeit und ein absolut einhelliges Ergebnis von 100% Ja-Stimmen brachte die letzte Frage: Sollte ein Messbrief weniger als 50 Euro kosten? Die Meinung: Ja!

Damit Segler sich länderübergreifend vergleichen können, wurde die Baltic IRC-Serie für alle Vermessungssysteme geöffnet. "Baltic IRC heißt jetzt Baltic Circuit - und jeder kann mitsegeln." Friedrich Hausmann verdeutlichte, wie gut diese Idee im Motorsport ankommt.

Eine Herausforderung der besonderen Art für die Teilnehmer kündigte Moderator Mike Castania (AUS), in der Mittagspause an: „Sie werden jetzt genau das Gleiche essen, was auch die Teilnehmer am Barcelona World Race heute auf ihrem Speiseplan haben.“ Was folgte, war für viele Yachtbesitzer eine ganz neue Erfahrung: Auf dem Buffet fanden sich verschiedene Sorten von gefriergetrockneter Spezialnahrung, welche nach der Zugabe von heißem Wasser direkt aus der Verpackung verzehrt werden. Nachdem die Überraschung verdaut war, zeigten sich die Teilnehmer zum großen Teil positiv überrascht: „Dass so etwas so prima schmecken kann“, wunderte sich Vereinssegler Morten Grove aus Odense/Dänemark, der gemeinsam mit seiner Frau Lene an die Elbe gereist war. „Ungewöhnlich“, war auch die Meinung der hanseboot-Vertretung, die die Veranstaltung als Sponsor großzügig unterstützte. „aber eigentlich eine gute Idee!“. Andere Mienen aber ließen vermuten, dass so viel Offshore zumindest mittags zu viel ist.

Schneller Segeln

Frisch gestärkt konnten die meisten Teilnehmer in den praktischen Teil des Forum starten: Torsten Conradi (Judel/Vrolijk) berichtete aus seiner Konstrukteurspraxis: Kleine Ruder sind zwar schneller - aber ein Sonnenschuss nimmt ebenfalls schneller oder früher seinen Lauf. Grob zusammengefasst: Wer weniger trainiert, sollte mehr Sicherheitsreserven haben und ein größeres Ruder wählen. Zudem wird ein Teil des theoretischen Geschwindigkeitsvorteil in der Vermessung auch berücksichtigt, die Zeitverzögerungen durch unbeabsichtigte Kursabweichungen unter Spinnaker allerdings nicht.

Ein sehr differenziertes Bild zeichnete der jetzt in Frankreich lebende kanadische North-Sails-Spezialist Philippe Oulhen zu der Frage: Gennaker oder Spinnaker, was ist schneller? Ein Gennaker ist in den meisten Situationen und Kursen das schnellere Segel. Aber ein Spinnaker bietet oft mehr taktische Optionen und ist bei Mittelwind auf Vorwindkursen in der Regel dem Gennaker überlegen. So hängt es wirklich vom Boot, Revier und Kurs ab, welches Segel man wählt.

Arne Guelzow von Carbo-Link und Tim Hall von Hall Spars referierten anschaulich über Carbonrigging und Carbonmasten. Stehendes Gut aus Carbon und Masten aus dem schwarzen Gold sind heute haltbar und sicher, wenn richtig verarbeitet. Bis 60% Gewichtseinsparung sind im Rigg möglich - allerdings zu erheblichen Kosten. Und das höhere aufrichtende Moment des Bootes wird bei IRC und ORC im Rennwert berücksichtigt. Auf jeden Fall segelt eine Yacht mit Carbon über Deck schneller und macht mehr Spaß, aber ob der höhere Rennwert herausgesegelt wird, hängt doch wieder von der Crew ab. Ein interessantes Ergebnis brachte die anschließende Diskussion: Eine sinnvolle Option für weniger finanzkräftige Yacht-Optimierer kann ein Alumast mit Carbonrigging darstellen, hier lässt sich zu geringeren Kosten als im Mast Gewicht sparen.

Anschließend zeigte Holger Vogt von Musto den enormen Leistungsgewinn durch richtige Bekleidung auf, unterlegt durch medizinische Daten. Dies ist im übrigen einer der Ausfallgründe während des Pantaenius Rund Skagen Regatta, wie Martin Baum in seinem Vortrag über die hohe Ausfallquote während der 2010er Regatta darstellte.

Auf die Pflicht folgte im weiteren Verlauf des Abends schließlich die Kür: Zur der Preisverleihung der hanseboot Baltic IRC Series wurde im Commerzsaal der Handelskammer gab es fünf Sieger aus vier Ländern: Gewinner wurde König Harald von Norwegen mit der TP52 „FRAM XVI”, gefolgt von Eric Berth mit seiner „Tarok 7”, der „Magnum” von Sami Ranta aus Finnland, Ole Martin Vordahls Canting Kiel Yacht „Camilla”, auch aus Norwegen, und der „Ujiuiui” von Friedrich Hausmann, Deutschland.


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