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Segler-Pullover maßgefertigt

Guernsey-Pullover oder Fleece?

Die Muster der Ganseys

Die Muster auf den Guernsey-Pullovern ließen Rückschlüsse auf Familien oder Orte zu. Zopfmuster auf einem traditionellen Guernsey-Pullover symbolisieren Tauwerk.

Guernsey-Pullover: Fischertradition für Segler

Jörg Schiller ist Profi-Stricker.

Berlin (SP) Jörg Schiller strickt seit etwa 50 Jahren. Der Segler fertigt traditionelle Guernsey-Pullover nach Maß an. Ein Team von Yachtfernsehen traf ihn am Rande der ITB (Internationale Tourismus Börse) in Berlin. Die Kanalinsel Guernsey gab dem Sweater im 17. Jahrhundert seinen Namen. "Verbreitet wurde der Guernsey im 19. Jahrhundert, als Admiral Nelson der englischen Admiralität empfohlen hat, diese als Teil der Seebekleidung in der englischen Flotte einzuführen. Somit war im 19. Jahrhundert das Kammgarnspinnen eine der Haupterwerbsquellen der Kanalinseln", so Schiller.

Der Fischer-Pullover wird in einem Stück gestrickt und bietet dank rautenförmigem Unterarmzwickel viel Bewegungsfreiheit (unisex). Bei guter Pflege hält er viele Jahre. Im Gegensatz zum Fleece lädt sich der Gansey nicht statisch auf und ist auch nicht brennbar: der ideale Wollpullover für traditionsbewusste Segler. Der Guernsey-Pullover war als Arbeitspullover ursprünglich ärmellos, wird aber gerne mit normaler Ärmelllänge gefertigt. Schiller: "Die aus dicht gestricktem Kammgarn gefertigten Guernseys waren nahezu winddicht und wasserdicht. Diese Arbeitskleidung wurde selten gewaschen. Die unvermeidliche Dreckschicht hat die Fischer zusätzlich vor Kälte und Nässe geschützt. Es ist tröstlich zu wissen, dass die Fischer auch einen ,sunday best' Guernsey hatten, in dem sie entschieden besser rochen und der für den Kirchgang und an Fest-und Feiertagen getragen wurde."

Im Video erklärt Jörg Schiller die Bedeutung der verschiedenen Muster, anhand derer im 18. und 19. Jahrhundert über Bord gegangene Fischer identifiziert werden konnten. Zopfmuster symbolisieren übrigens Tauwerk, andere Muster stehen für Seezeichen oder die Familie. Für einen Pullover benötigt Schiller ab 50 Stunden aufwärts - je nach Muste - das übrigens erst dort beginnt, wo die Latzhose der Fischer aufhört.

Infos:
http://www.needle-bear.com.

PS: Gedreht haben in den Heckmann Höfen - also, falls mal jemand nach Berlin kommt...

Warum strickt ein Mann?

Jörg Schiller hat das Stricken schon als Kind gelernt.

"Warum strickt ein Mann, wenn er Anderes kann?" Diese Frage wurde Jörg Schiller immer wieder gestellt. Schiller: "Stricken macht mir Freude. Es ist erstaunlich, was aus rechten und linken Maschen für eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten entsteht und wie sich langsam aus dem Gestrickten ein Muster entwickelt.

Meine Mutter hatte in den 60er-Jahren eine Strickmaschine: ein Monstrum. Es stand immer im Weg. Als ich älter war, „durfte" ich dieses Ding mit meinem Bruder immer durch die Gegend wuchten. Meine Eltern sind viel umgezogen, da war die Strickmaschine immer dabei. Als mir meine Schwester mir zeigte, wie das Stricken mit Stricknadeln funktioniert, war ich begeistert. Es ist handlich, macht keinen großen Lärm und die Nadeln mit der Wolle sind auch nie im Weg.

Unser Direktor in der Schule war der Ansicht, dass auch Jungen am Handarbeitsunterricht und Mädchen am Werkunterricht teilnehmen sollen. Meine damals schon sehr alte Handarbeitslehrerin konnte es gar nicht glauben, dass ich schon stricken konnte und war begeistert über meine Wollschals. Damit war meine gute Handarbeitsnote gesichert. Später im Gymnasium war es Mitte der 70er-Jahre bei den Mädchen üblich, während des Unterrichts zu stricken. Wir Jungen wurden aber immer ermahnt, aufmerksam dem Unterricht zu folgen. Da kam ich auf die Idee, mir eine braun-rot-blau geringelte Hose zu stricken. Nach dem Motto: Gleichberechtigung für alle. Meine Mitschüler lachten am Anfang, waren aber dann doch begeistert, als ich mit meiner fertigen Hose zum Unterricht erschienen bin. Übrigens wird bei Klassentreffen immer noch über die Ringelhose gesprochen.

Später hatte ich eine Handverletzung. Mein Arzt riet mir zur Fingergymnastik für den Muskelaufbau und zur Wiedererlangung der Beweglichkeit. Da erinnerte ich mich an das Stricken und nun ging es richtig los.

Ich strickte einen Pullover nach dem anderen und fand irgendwann den Weg zu den englischen Fischerpullovern, den Ganseys. Fasziniert war ich von der Technik des Nahtlosstrickens, mit der das lästige Zusammennähen wegfällt. Insbesondere hat mich die Mustervielfalt, die Tradition und Geschichte die hinter jedem Muster und Pullover steckt, begeistert. Es ist ein Kleidungsstück, das die Anforderungen für Arbeit und Freizeit erfüllt und seit ca. 250 Jahre im »Test« ist. Es wurde und wird von Tausenden von Menschen getragen und für gut empfunden. Wer einmal einen Gansey getragen hat, will ihn nicht mehr ausziehen!"


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